Hermès: französische Exklusivität und Tradition

From Paris with Love!

Wirtschaftskrise hin oder her: Wenn man in Paris an der Rue de Faubourg Saint-Honoré Nummer 24 vorbeigeht – wo sich seit 1880 (40 Jahre nach der Gründung) Hauptquartier und Flagshipstore des französischen Luxuslabels Hermès befinden – sieht man Tag für Tag, Menschen Schlange stehen, um Taschen für mehrere tausend oder Schals für mehrere hundert Euro erwerben zu dürfen. Handarbeit hat eben ihren Preis, und das milliardenschwere Familienunternehmen hat schon immer darauf gesetzt. Auch wenn die Mietpreise in der Nähe der Madeleine zu den teuersten der Stadt gehören, denkt Hermès Management nicht an Auslagerung in Regionen im fernen Osten: Viele der exklusiven Produkte entstehen immer noch im Stammhaus im Herzen von Paris.

Die Geschichte der französischen Exklusivität

1837  gründete Thierry Hermès das heute noch im Familienbesitz befindliche Unternehmen. Der gelehrte Sattler bot damals in seinem Geschäft hochwertiges Pferdegeschirr und Zaumzeug an, und dreißig Jahre später auch Pferdesättel. Heutzutage sind die handgemachten Sättel mehr eine Prestigesache für das Label. Mit den Jahren wurde das Sortiment um hochwertige Koffer und Ledertaschen erweitert. Hermés wurde vom russischen Zaren Nikolaus dem Zweiten zum Hofmeister ernannt: es folgten weitere Produkte wie Uhren, Tücher und Gürtel. Erst im Jahr 1930 wurde eine Version der Herren-Reisetasche für Damen auf den Markt gebracht: der Sac à dépêches, später Kelly Bag genannt. 1956 erschien die Fürstin von Monaco Gracia Patricia, bekannt als die Schauspielerin Grace Kelly, mit der Tasche auf dem Titelblatt des Life Magazine. Eigentlich trug sie die Tasche vor sich, um ihre Schwangerschaft zu verstecken. Seitdem trägt die Kulttasche im Volksmund ihren Zweitnamen, und Hermès haben ihn natürlich gerne übernommen. Ein weiteres, sehr begehrtes Modell, das seit mehr als 30 Jahren als Statussymbol gilt, ist die Birkin-Tasche, benannt nach einer anderen Schauspielerin – Jane Birkin. Die Geschichte der Tasche begann in einem Flug von Paris nach London. Der damalige Hermès-Chef Jean-Louis Dumas saß im Flugzeug neben Birkin, als ihr die Tasche aus dem Gepäckfach fiel und der Inhalt sich auf dem Boden zerstreute. Sie beklagte sich, dass sie seit Jahren nach einer passenden Ledertasche suche. In Zusammenarbeit mit der Schauspielerin kam dann im Jahr 1986 die berühmte Tasche auf dem Markt. Beide Taschen-Modelle werden heutzutage nur auf Bestellung angefertigt, und es geht die Rede, dass man bis zu sechs Jahre warten muss, bis man das Prachtstück in den Händen zu spüren kriegt. Und man muss sich nicht nur gedulden, sondern auch bereit sein, ein kleines Vermögen auszugeben; die Preise beginnen bei 5000 Euro, wobei die Krokodilleder-Ausführung ab 33. 000 Euro zu haben ist. Aber wie gesagt: Bereitwillige gibt es genug, sie stehen jeden Tag in Paris Schlange. Prominente kriegen die Taschen aber auf jeden Fall schneller. Victoria Beckham soll angeblich mehr als 100 Prachtexemplare in ihrem Schrank haben, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Eiskönigin 6 Jahre gewartet hat.

Ein neuer Name für die Birkin Bag

Vor einigen Monaten sorgte Jane Birkin für Aufregung, denn sie bat Hermès, die Tasche umzubenennen. Auslöser war ein Video der Tierschutzorganisation PETA, welches zeigt, wie die Krokodile auf grausamste Art und Weise geschlachtet werden. Laut PETA müssen für eine Tasche zwei bis drei Tiere sterben. Die Schauspielerin ist empört und will ihren Namen zurückziehen. Ob Hermès sein Umhängeschild nun wirklich umbenennen wird, ist immer noch offen.

Festival des Métiers in Wien

Um die Kunst der Handarbeit zu zeigen, und vielleicht auch um sein „geschädigtes“ Image aufzubessern, schickte Hermès heuer seine Handwerker auf Reisen. Nach vielen Metropolen wie Bangkok, Toronto, London, Genf und Hamburg kam das „Festival des Métiers“ auch nach Wien in die Stallburg der Spanischen Hofreitschule. Wie ich schon in meinem vorherigen Artikel erwähnt habe, ging ich mit einer Freundin auch zur „Hermès mit Lippizanern„. Der Blick hinter die Kulissen war sehr spannend: Man konnte aus nächster Nähe miterleben, wie die Seiden-Carrés, Taschen, Sättel, Handschuhe, Uhren, Porzellan und natürlich die tollen Taschen mit sehr viel Liebe und Geduld Naht für Naht entstehen. Und das wird sich in Zukunft kaum ändern, denn Tradition und Qualität sind die Werte, die Hermès schon immer ausgemacht haben. Auch wenn das Unternehmen ausgelacht und als alte Tante bezeichnet wird, verzichtet Hermès auf Veränderungen und setzt weiterhin nicht auf  die junge IT-Zielgruppe. Immerhin beläuft sich Hermès Umsatz für 2014 auf 4.11 Milliarden Euro und das Luxusunternehmen befindet sich zu 73% im Familienbesitz. Hut ab vor dem Stolz der Franzosen.

Ich habe die Ausstellung in Wien voll genossen, und auch wenn ich überhaupt kein Fan von keiner der beiden Taschen bin (geschweige denn von Krokodilleder), habe ich gespürt wie mein Herz schneller schlägt, als vor meinen Augen eine genäht wurde. Wenn ich ehrlich sein muss, ist mir sogar der Gedanke durch den Kopf gegangen, mir die ausgestellte Kelly zu schnappen und mit nach Hause nehmen, schließlich ist dieses Orange ganz toll und total in!

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– um eine Tasche anfertigen zu dürfen, werden die Handwerker 1,5 Jahre ausgebildet.
 
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450 Pferdesättel werden im Jahr produziert. – und durch die Herstellungsnummer auf der linken Innenseite kann man nachvollziehen, welcher Handwerker daran gearbeitet hat.

 

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6 Comments

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    Eni
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    Eni
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    Liebe Grüße an dich
    Alnis
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    Alnis
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    Ira / JOURNAL OF STYLE / BLOGLOVIN

    JOURNAL OF STYLE

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