Outfit: Schlag für Schlag – modisch im Alltag

Ralf Simons hat im April 2012 den Posten als Creative Director bei Dior angenommen. Im Oktober dieses Jahres, einige Tage nachdem Diors F/S-Kollektion auf der PFW präsentiert wurde und einige Tage bevor er seinen Ausstieg aus dem berühmten Modehaus angekündigte, sagte er in einem Interview für BOF: „You know, we did this collection in three weeks. Actually everything is done in three weeks, maximum five….you have no incubation time for ideas, and incubation time is very important.“

Irgendwann in meinem Studium an der WU haben wir in Wirtschaftsgeschichte Kondratjews Theorie der Langen Wellen durchgenommen. Dabei geht es, ganz grob gesagt, darum, dass die Wirtschaftsentwicklung in Zyklen erfolgt. Die Modeindustrie als Teil der Wirtschaft ist dabei keine Ausnahme. Vielleicht weil es, wie Ralf Simons sagt, „keine Inkubationszeit für neue Ideen gibt“, erleben die Trends in bestimmten Perioden ein Revival. Dabei sehen die alten Trends irgendwie neu aus; sie haben einen neuen Schliff gekriegt, wurden verfeinertert oder einfach modifiziert. Und das Gute daran für uns Konsumenten ist: Wir können uns unserer im Kleiderschrank liegenden, alten Modelle bedienen und sie neu interpretieren.

Die Theorie der Langen Wellen erklärt auch die Renaissance der Schlaghose. Die Schlaghose – der große Star der 60er und 70er Jahre – ist wieder auf die Modebühne zurückgekehrt, und beweist somit, dass sie das Zeug zum Evergreen hat. Auf den bereits vergangenen Fashion Weeks wurde sie nicht nur von den Models auf den Defilees vorgeführt, auch die Hälfte der Front-Row-Auserwählte war dem neuen-alten Flared- Trend verfallen. Was das für unsere altbewährte Skinny Jeans bedeutet, die für manche von uns in den letzten Jahren quasi eine zweite Haut geworden ist? Heißt es jetzt „Adios Skinny“, “ Hola Flared“? Ich persönlich glaube nicht, dass sich unsere beliebten und bequemen Skinnies so leicht von der Hose mit mehr Stoff geschlagen geben. Fakt ist aber, sie kriegen starke Konkurrenz. Und wer auf der Straße auffallen will, trägt spätestens ab jetzt eine Schlaghose. Ich sehe schon bei manchen von euch den Schreck in den Augen, aber keine Angst: Die neue Flared-Hose ist nicht von den bunten, synthetischen, clownesken Abba-Hosen inspiriert. Was das Styling angeht, ist sie eher eine Hommage an Stilikonen wie Faye Dunaway,Bianca Jagger und Jane Birkin, natürlich in 70er Flair.

Ich habe vergeblich in meinem Kleiderschrank nach meiner Flared Jeans aus den späten 90er gesucht. Wie es aussieht, habe ich mein altes Modell in die Kleidersammlung gegeben. Die Jeanshose, die ich euch heute zeige, ist aber vom Schnitt ganz ähnlich wie meine alte. Mit meiner neuen Denim-Schlaghose begebe ich mich auf eine Zeitreise zurück in die 70er; dazu trage ich eine trendige gestreifte Bluse; und da ich nie genug vom Mustermix habe, kommen ein in 3D-Optik karierter A-Linien-Mantel und meine Lieblings-Budapester-Lochmuster-Mary-Jane-Pumps dazu – 70er-Retro-Nostalgie pur! Nur das cleane Logo meiner Tasche verrät, dass ich aus der Gegenwart komme. Das rote Tuch sorgt für Farbe und noch mehr Lässigkeit.

Für diejenigen unter euch, für die der Schlag-Trend eine Überwindung ist, hoffe ich, mit dem heutigen Outfit ein paar schlagende Argumente auf den Tisch gelegt zu haben, denn schließlich macht die Schlaghose ultralange Beine und eine schlanke Silhouette; obendrein gleicht die Hose vollere Oberschenkel (auf einen Schlag) optisch aus – Voraussetzung dafür sind Schuhe mit hohen Absätzen. Wer aber mit schlanken Beinen gesegnet ist, kann sich natürlich auch Sneakers leisten.

Also Ladies, was meint ihr, ist mein Outfit ausschlaggebend genug? Seid ihr bereit für die Flared, 0der lasst ihr sie weiter im Kleiderschrank liegen und auf eine andere Lange Welle warten!?

Jeans/Zara (similar); Shirt/Trussardi (similar); Coat/Dika (similar); Shoes/Unisa (similar); Bag/Furla (similar); Sunnies/Tom Ford; Scarf/H&M (similar)