Chanels World Wide Web und die Kunst der Kreativität

Kreativität begeistert, Kreativität verblüfft, Kreativität unterhält! Kreativität ist eine der meistgesuchten und begehrtesten Waren der heutigen Welt  – das hat uns diese Woche wieder einmal Modezar Karl Lagerfeld bewiesen. Im Paris zeigte das renommierte Modelabel seine F/S-Kollektion 2017, oder wie Vogue sie nannte „Chanel’s World Wide Web“. Lagerfelds Kreativität ging wieder eine Stufe höher, „he went digital“!

„Technologie regiert die Welt, weil sie die Welt verändert hat“, sagte er in einem Interview nach der Show. In diesem Sinne holte er die digitale Revolution ins Grand Palais, indem er dieses historische Gebäude auf der Champs-Élysées in Chanel’s Data Center umwandelte. Vergangenheit trifft Zukunft  –  und doch passiert es jetzt, in der Gegenwart.

Das Publikum, und später die Models, gingen an riesigen Rechnern vorbei, die mit bunten Kabeln untereinander vernetzt waren. Die ersten zwei Models der Show präsentierten Chanel’s most iconic tweed jacket. Dieses zeitloses Kleidungsstück der weiblichen Garderobe wurde von zwei Models vorgeführt, die wie Roboter aussahen. Die zwei Creatures of an unknown future„, wie sie vom Modeschöpfer selbst genannt wurden, trugen Roboter-ähnliche Helme und Schuhe.

Die Kollektion war die perfekte Mischung aus 80er-Elementen wie gerade geschnittenen Sakkos, Technicolour-Mustern in intensiven Farben und Ketten, lässigem Chanel-Street-Style-Chic und ganz viel Lingerie, die aber nicht sexy und agresiv wirkte, sondern eine feminine, poetisch-romantisch Note mit sich brachte. Karl Lagerfeld nennt sie passend zur Show „intime Technologie“. Damit will er auf die heutige Datenspeicherung und Überwachung anspielen, die in unsere Intimität und Individualität eingreift.

So ausdrucksvoll und schöpferisch wie die Couture waren auch die Accessoires. Lagerfeld machte aus den altbewährten Basecaps eine Chanel-Version, die die Models auf der Seite trugen: auf der anderen Seite wurde nur ein Ohrring getragen. Was die Schuhe angeht blieb the King of Fashion bodenständig: Vor zwei Jahren bahnte er den Sneakers den Weg in die Haute Couture, und auch dieses Jahr blieb er behaglich bei bequemen Schuhen und Ballerinas. Das Highlight bei den Accessoires war, wie ihn seine Kreativität zur Innovation führte: Die berühmte Chanel Boy Bag wurde zu einer Elektronik-Bag mit integriertem Display, der durch einen leuchtenden und blinkenden Effekt das CC-Logo elektronisch durch Löcher im Leder scheinen ließ.

Ja im Zeitalter von Influencern und Bloggern, von Facebook, Instagram und Snapchat, wo die moderne Frau statt dem Spiegel die Kamera ihres Smartphones verwendet, wird irgendwie alles andere obsolet. So war auch die ganze Show eine Anspielung auf unsere digital überwachte Gesellschaft, wo wir als moderne Roboter in der Matrix existieren. Die altvertraute Welt ist aber immer noch da, im Data Center von Chanel, wo das Verlangen nach ständigen Neuheiten parallel zum Bedürfnis nach Echtheit existiert. Ich persönlich habe nichts gegen die Matrix von Chanel! So nach dem Motto: bitte verkabeln und schnell eine Dose Chanel!

Es war eine äußerst feminine und kreative Kollektion, die die Vielseitigkeit der modernen Frau wiederspiegelte. Nicht nur die Kollektion, sondern wie immer die ganze Show war bis ins kleinste Detail durchdacht und alles war aufeinander abgestimmt; sogar die Musik, die die Show begleitete, war eine Mischung aus Evergreen und Zukunftssound: ein Patrick Cowley Remix von Donna Summer’s Hit aus dem Jahre 1977 „I feel Love“ gemixt mit Jean Michel Jarre’s Electro Beats. Futuristisch und souverän, denn „Chanel is timeless, and as the french say: immortelle!“

Aber taucht doch am besten gleich selbst in die Chanel-Matrix ein, und schaut euch das Video an:

 

 

 

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